Anna Huber und Martin Schütz verbindet seit 1999 eine kontinuierliche Zusammenarbeit, die sie in unterschiedlichen Formaten vertiefen und weiterentwickeln. Nebst Bühnenstücken erarbeiten sie zahlreiche raumspezifische Performances und Improvisationen.
In ihrer raumspezifischen Projektreihe timetraces entwickeln sie in Auseinandersetzung mit aussergewöhnlichen Orten und architektonischen Räumen einmalige Performances, oft im Kontext bildender Kunst.
Bewegung und Klang entstehen im unmittelbaren Dialog zwischen Tanz, Musik, Raum und Umgebung. Die innere Körperarchitektur wird in Beziehung gesetzt zu Struktur und Material des konkreten Raums. Die Intensität der unmittelbaren Begegnung in der Improvisation und die Auseinandersetzung mit dem spezifischen Kontext führen zu einmaligen Performances, zu flüchtigen Bewegungs- und Klangskizzen. Wie präzise Seismographen loten Tänzerin und Musiker den Raum in prekären Balancen aus und ergründen dabei immer wieder neues Vokabular.
Tanz ist wie sichtbar vergehende Zeit. Alles ist in ständiger Transformation, in Bewegung. Jeder Moment ist einmalig und im nächsten Augenblick schon vorbei. Die Flüchtigkeit von Bewegung und Klang und die Intensität der unmittelbaren Auseinandersetzung schaffen einzigartige Momente der Wahrnehmung.
Welche sichtbaren und unsichtbaren flüchtigen Spuren hinterlassen Bewegung, Klang und menschliche Präsenz im Raum, im Körper und in der Erinnerung?
Die Recherche spielt zwischen Polen wie Bewegung - Klang - Stille, organische – geometrische Formen, gewachsene – gebaute Strukturen, labil – stabil, filigran – kompakt, flüchtig – beständig, beginnen - enden, leicht - schwer, verletzlich - robust, anwesend – abwesend, entstehen – vergehen
www.annahuber.net
Pressezitate:
„Anna Hubers Tanz nimmt die Qualitäten des Raums auf und setzt sie auf abstrakte Weise in eine Art flüchtige Installation um. Damit ermöglicht sie ganz neue Sichtweisen auf spezifische Räume und auf Räumlichkeiten überhaupt: Tanz und Musik erfüllen den Raum, versetzen ihn in Schwingung. Wenn man das einmal gesehen und gehört hat, mag man sich ein solches Gebäude ohne Anna Hubers Tanz gar nicht mehr vorstellen.“
Jana Ulmann, Basellandschaftliche Zeitung
Tanz des Schattenriss
Anna Huber erobert den Kubus, integriert den Raum bei ihrer Improvisation in ihre Bewegungen. Der Schattenriss der Tänzerin geistert über die Ecke, man weiss nicht, ob man ihm oder der Künstlerin selbst zusehen soll – beide faszinieren. Huber reagiert auf die Musik. Die Musiker lassen ihre Instrumente wimmern und grollen, finden zu Melodiefragmenten. Huber hält lange Kontakt zur Wand, arbeitet sich daran entlang und empor. Dann ertanzt sie sich das Zentrum des Raumes, zeigt hier virtuos scheinbare Kontrollverluste, lässt die Arme fallen, die Körperspannung verschwinden. Ein Wecker ertönt, das Licht geht aus und Applaus brandet auf – der Lohn einer grandiosen Darbietung.
mav, Mannheimer Morgen, 17. September 2007