Zwei Tage Zeit Festival für improvisierte Musik

 
       
  afro    
 


Freitag, 22. Januar 2016
19.30 Uhr

Afro Garage
Christoph Baumann, Klavier
Jacques Siron, Kontrabass
Dieter Ulrich, Schlagzeug

     
 

Improvisation
Um was geht es uns:

Am Anfang:
Wie Kinder entdecken wir musikalisches Material (Themen, Motive, Grooves  etc), welche in uns stecken und ausgerechnet im jeweiligen Moment hervorkommen müssen... Mit diesen spontan vorgefundenen Elementen eröffnen wir das Spiel, immer noch wie Kinder, die zusammen zBsp mit Klötzen einen Turm bauen.
Aber dann?
Die Frage steht  immer sofort im Raum: wie geht es weiter was gehört zum "Stück", was nicht?, wieviel neues Material darf zusätzlich ins laufende Spiel eingebracht werden ohne dass wir die Uebersicht verlieren? (wie beim Jassen: man muss immer wissen was schon gegangen ist).
Die Anzahl der eingeführten Elemente  und ihre Kombinationen bestimmen die Form und die Form bestimmt eigentlich die Dauer des Stückes. Es geht also weniger um rein energetische Prozesse als vielmehr um den jedesmal neuen Versuch sich spielend einzuschränken um den Moment an welchem das eingeführte Material ausgespielt ist, nicht zu verpassen.
Eigentlich sind wir (wie Komponisten auch) auf einer steten Suche nach Verbindlichkeit dem spontan gefundenenMaterial gegenüber. (Ein Greuel all diese "logorrhötischen" Spielanfälle vieler Improvisierender, bei welchen fortwährend vergessen wird um was es geht, welche Elemente schon im Spiel sind und welche uns im besten Falle mit einer einigermassen interessanten energetischen Spielkurve für den Mangel an Verbindlichkeit trösten)
         Stil: Vom "klassischen Jazz " herkommend, durch zeitgenössiche Musik inspiriert,  ist  die Frage nach dem Stil eigentlich sekundär: Stile verwenden wir eher im Sinne von Elementen die ins (immer freie) Spiel einfliessen  können. Der zu findende "Swing" in einem satten Groove ist uns gleich wichtig,  ebenso wie Geräusch und Ton ebenbürtige Spielelemente sind.
Warum dann freie Improvisation: Gerade diese grosse Spannung zwischen absoluter Freiheit am Anfang eines "Stückes" (Urknall) und den sofort sich herauskristallisierenden Verbindlichkeiten,(ein bewusstes Eindämmen der ungehemmten Ausbreitung des so entstehenden Minikosmos), sowie der steten Möglichkeit neues Material einzubringen (und der damit verbundenen notwendigen Aenderung der jeweiligen "Stückhypothese"), sind für uns die Gründe, dieser eigentlich spannendsten Art des Kreierens von Musik zu frönen.

Ch Baumann

 

Die drei Musiker, welche als Komponisten, Bandleader, Sidemen, Solisten über eine grosse, teils gemeinsame Erfahrung verfügen („Cadavre exquis“, „Rouge, frisé et acide7“, „Les Passeurs d'Instants“, „Pane per Tutti“, „Muzikopolis“ etc), spielen seit dreissig Jahren in verschiedenen Projekten, aber vor allem als Trio in Clubs und an Festivals auf der ganzen Welt regelmässig zusammen.
 
Vom "klassischen" Piano-Jazztrio herkommend, aber mit der Haltung frei improvisierender Musiker, entsteht, jenseits stilistischer Kriterien eine Musik voller Witz, Brechungen, Ueberraschungen, Streitereien, manchmal gefährlich ausufernd, aber immer wieder zu nicht erwarteten Konklusionen zurück findend.
Das Abgleiten ins totale Chaos wird dank einem ausgeprägten Form- und Taktgefühl der drei Herren meistens vermieden.

Christian Rentsch beschreibt die Musik folgendermassen:
„Der erste Eindruck täuscht: Was klingt als wär’s aus einem Guss, durchkomponiert, festgefügt und bestens einstudiert, das erspielen sich der Badener Pianist Christoph Baumann, der Genfer Bassist Jacques Siron und der Zürcher Schlagzeuger Dieter Ulrich an jedem Konzertabend neu: Und anders. Allerdings: Ihr Trio Afrogarage improvisiert nicht über eingefahrene Akkord-Parcours und repetierte Formeln, wie das der Mainstream tut. Die drei bauen sich ihre Stücke ad hoc zusammen, sozusagen aus vorgefertigten Strukturelementen, aus einzelnen Fragmenten, die sie spontan und blitzschnell zusammenstecken wie kleine Puzzleteile. So entsteht aus disparatesten Einzelteilen jedes Mal neu ein abenteuerliches musikalisches Gefüge als Improvisationsgrundlage. Kurz: Improvisation hoch zwei, ein Spiel auf hohem Seil. Eine höchst verzahnte Musik, in der Piano, Bass und Schlagzeug wie Zahnräder ineinandergreifen. Drei Meisterpuzzler.“
(Tagi 16.4. 2003)

CDs
Baumann-Siron-Ulrich.: 
Afrogarage
All There Was
rouge, frisé & acide
Eighteen Ways To Miss Egypt   

Infos auch unter: www.panepertutti.ch
http://www.siron.name/orchestrAfro.html